Thresholds
Chromalayer-Serie, seit 2025
Türen im urbanen Raum markieren Übergänge – funktional, architektonisch, symbolisch. In der Serie Thresholds werden sie zu Bildträgern verdichteter Stadtwirklichkeit. Fotografiert unter anderem im Hamburger Schanzenviertel, zeigen sie sich als Schichtflächen kollektiver Spurensetzung: überlagert von Aufklebern, Tags, Kritzeleien und Lackfragmenten, individuell geprägt und zugleich als offen zugängliche Projektionsflächen vereinnahmt. Trotz aller chaotischen Aufladung bleibt ihre Grundform erkennbar – und wird in der künstlerischen Umsetzung zugleich strukturiert, analysiert und konfrontiert.
Die fotografischen Motive erfahren eine bildnerische Transformation in wenige, aus Helligkeitsstufen abgeleitete Farbebenen. Diese überlagern sich nicht glatt, sondern verschränken sich zu Zonen flirrender Verdichtung. Die entstandenen Kompositionen sind reduziert, aber nicht geglättet – das Fragment bleibt spürbar, wird neu geordnet, ohne aufgelöst zu werden.
Zentral tritt in jeder Arbeit eine überdimensionierte Ziffer in Erscheinung – gesetzt in der Normschrift DIN. Diese typografische Intervention greift tief in die Bildlogik ein: Sie verweist auf ein Ordnungssystem, das Städte durchnummeriert, Räume verwaltet, Sichtbarkeit kontrolliert – funktional, formal neutral und technisch präzise. Im Kontrast zu den unkontrollierten Oberflächen der Türmotive wirkt die Zahl wie ein Stempel: distanziert, unpersönlich, systemisch.
Die Werke entstehen als Unikate. Ihre Formate orientieren sich nicht am Maßstab des Originals, sondern an den Proportionen der jeweiligen Komposition – und setzen sich zugleich zueinander in Beziehung. So entsteht eine serielle Struktur aus Bezugspunkten im Raum. Thresholds ist eine Sammlung visueller Schwellen: zwischen Ordnung und Überforderung, Fläche und Zeichen, Struktur und Auflösung.